Ausstellungstitel: Achtunddreissig Dinge

Nr. 01/38

Kleiner Senatssaal, Neue Aula

Kleiner Senatssaal, Neue Aula

Fotografie des Kleinen Senats aus dem Jahre 1932. Historische Aufnahme von Regierungsbaumeister Fels.
(Reproduktion: Wolfgang Gerber)
Architekt: Hans Daiber; 1931 fertiggestellt; 14,90 x 6,70 m (Länge x Breite)

Raum und Repräsentation

Hans Daiber (1880-1969), Oberbaurat der Bauabteilung des Württembergischen Finanzministeriums, hatte als Architekt sein Handwerk bei Theodor Fischer an der Technischen Hochschule Stuttgart erlernt. Daiber schuf die qualitätvollen Entwürfe für die Erweiterung und Neugestaltung der spätklassizistischen Neuen Aula von Gottlob Georg Barth (1777-1848), die in den Jahren zwischen 1928 (Grundsteinlegung) und 1931 realisiert wurden und die noch heute das großzügig wirkende Bauwerk prägen.

Nach Verlegung des alten Festsaals und Veränderung der Raumdispositionen wurden die Räume des Großen Senats und des Kleinen Senats sowie die angrenzenden Räume in ihrer heutigen Erscheinungsweise neu konzipiert. Der Innenausbau ist durch sorgfältige Auswahl der Baumaterialien und durch ein fein ausbalanciertes Stilempfinden gekennzeichnet, das durchaus funktionale Momente im Geiste der Zeit berücksichtigt: den Kleinen Senat charakterisiert ein Parkettboden und eine streng gegliederte Stuckdecke, die die – ursprünglich aus der Schweiz stammenden und in Stuttgart ansässigen – Stukkateure Jacob und Emil Brüllmann schufen. Die hier abgebildete Fotografie aus dem Jahre 1932 zeigt die Inneneinrichtung des Saals ein Jahr nach Eröffnung der Neuen Aula. Aus dieser Zeit stammt auch der Senatstisch mit den Stühlen, der für die Ausstellung hier wieder aufgestellt wurde. Die älteren klassizistischen Möbel sowie die drei Kronleuchter übernahm die Universität Tübingen vom Krongut Ludwigsburg in den Jahren 1932 und 1933. Z

um Ausstattungsplan dieser Zeit gehört auch die Hängung von Portraits Tübinger Professoren. Dabei war ursprünglich für die Professorengalerie insgesamt eine Aufteilung der Gemälde nach Fakultäten gewählt worden. Später entschied man sich, im Kontext der Gemäldeanordnung im Kleinen Senat, hier die Bildnisse der Universitätskanzler zu präsentieren. Als gleichberechtigter „Ausreißer“ ist das Portrait der Biologin Prof. Evamarie Sander zu betrachten, das im Jahre 2005 – als Stiftung ihrer Schüler – in die prominente Kanzlergalerie Eingang fand. Sie war die erste Professorin in den Tübinger Naturwissenschaften.

Zum Kleinen Senat gehörten in den 1930er Jahren Rektor, Kanzler, Prorektor, die Dekane der damaligen sechs Fakultäten, der Universitätsrat sowie vier vom Großen Senat aus der Zahl der planmäßigen Professoren auf drei Jahre gewählte Mitglieder und ein Privatdozent. Im Großen Senat waren alle ordentlichen Professoren vertreten (Verfassung der Universität Tübingen, 5. 10. 1912, § 27).

Anette Michels

- Hipp, H. (1974): Beschreibung des Landkreises Tübingen (Gebäude). Manuskript (Bibliothek Kunsthistorisches Institut). Tübingen : 170-72.
- Universitätsarchiv Tübingen, UAT S 33/3: Nr. 12 [Aufnahmen des Neubaues der Universität Tübingen von Regierungsbaumeister Fels, Degerloch, 1932].
- Universitätsarchiv Tübingen, UAT 117/1771 [Ankauf der Möbel und der Kronleuchter aus dem Krongut Ludwigsburg].

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