Entwurf von Hans Daiber? 1931
Füße und Streben: Eiche. Platte: Kiefernholz, mit Leder bezogen. Fußteil:
furniertes Holz mit grünlichem Linoleum, lackiert
5,6 x 1,5 m (Tischplatte)
Herkunft unbekannt
Akademisches Auslandsamt der Universität Tübingen (Foto: Wolfgang Gerber)
Der elegante Sitzungstisch zeichnet sich durch einen dreiteiligen Aufbau aus. Auf der getreppten Bodenplatte, die im unteren Bereich zum Schutz einen lackierten Linoleumstreifen eingelassen hat, erheben sich in strenger Reihung vier mittig angelegte Stützen mit volutenförmig ein- und ausschwingenden Streben. Darauf ruht der oval gerundete Rahmen der Tischplatte, der die lederbezogene Platte aufgenommen hat.
Der Tisch wurde nach der Erweiterung der Neuen Aula im Jahre 1931 für den Kleinen Senatssaal angeschafft. In diesem Jahr wird er jedenfalls im Inventarverzeichnis der Neuen Aula aufgeführt. Ursprünglich hatte der Tisch noch größere Ausmaße und muss insgesamt ca. 10 m lang gewesen sein. Bisher ließen sich keine Hinweise finden, ob der Architekt der Neuen Aula, Oberbaurat Hans Daiber (1880-1969), den Entwurf für das Möbel geliefert hat. Jedenfalls war der Tisch seit seiner Anschaffung im Jahre 1931 für das Senatszimmer bestimmt, wie wir auch einer Fotografie von 1932 des damaligen Regierungsbaumeisters Fels entnehmen können (vgl. Kat. Nr. 1). Stilistisch könnte Hans Daiber der Schöpfer des eindrucksvollen, harmonisch gestalteten Möbels gewesen sein. Es zeigt späte Anklänge an die Formensprache des Art Déco, die partiell auch die Architektursprache der Neuen Aula prägt.
Die historische Aufnahme des Kleinen Senatssaales lässt im Ablauf der Stuhlreihen zwei erhöhte Rückenlehnen deutlich werden (vgl. Kat. Nr. 1). Dabei handelte es sich wohl um die Sitzplätze des damaligen Rektors und des Kanzlers der Universität. Während die Stühle – als Teil der Erstausstattung von 1931 – noch heute im Kleinen Senat in Benutzung sind, traf den Tisch ein wechselvolles Schicksal: dieses Möbel wurde nämlich nicht nur um fast die Hälfte seiner ursprünglichen Länge wesentlich gekürzt, sondern es verschwand auch aus dem Ort seiner ursprünglichen Bestimmung und wurde erst im Zusammenhang der Ausstellungsvorbereitung wiederentdeckt. Daran lässt sich nicht zuletzt die gewandelte Nutzung des Raumes ablesen, der nun nicht mehr für Senatssitzungen, sondern für verschiedenartige, repräsentative Anlässe und Sitzungen zur Verfügung steht, die offensichtlich eine flexible Möblierung notwendig machten.
Anette Michels
-Klaiber, C. (1935): Das neue Universitätsgebäude in Tübingen.
Zentralblatt der Bauverwaltung (vereinigt mit der Zeitschrift für
Bauwesen) 55, Heft 26 (26. Juni 1935) : 485-91 [Abb. S. 490].
- Universitätsarchiv Tübingen, UAT 117/1770 [Inventar der Neuen
Aula], UAT S 33/3 [Aufnahmen des Neubaus der Universität Tübingen
von Regierungsbaumeister Fels].
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