Elektrostatischer Potentialmultiplikator nach A. Einstein.
(Foto: Torsten Hehl)
Vertikalansicht und Horizontalschnitt der 2. Stufe.
(Aus: Habicht & Habicht 1910 : 533)
Originalschild des Potentialmultiplikators: Paul Habicht,
Schaffhausen. (Foto: Torsten Hehl)
Conrad und Paul Habicht, Schaffhausen;
um 1910/11; diverse Materialien;
32,5 x 19 x 22 cm (mit Holzsockel);
erworben von Fritz Paschen um 1920;
Physikalisches Institut, Universität Tübingen
Einsteins Idee zu seinem „Maschinchen“, wie er es
selber immer wieder liebevoll nennen wird, womit
„Spannungsdifferenzen von der Größenordnung
eines halben Millivolt“ durch Kombination eines
Luftkondensators aus beweglichen ineinander geschobenen
Plattensystemen mit einem Multiplikator
der Messung zugänglich gemacht werden sollen,
zeichnet sich bereits im Dezember 1906 klar erkennbar
ab (Ann. Phys. 22, 1907 : 569-72). Noch vor
Publikation eines schematischen Konstruktionsentwurfs
für einen derartigen Messapparat (Phys. Z. 9,
1908 : 216-7) teilt Einstein seinen Freunden Conrad
und Paul Habicht am 15. Juli 1907 so ganz nebenbei
mit, „er habe noch eine neue Methode zur Messung
sehr kleiner Energiemengen gefunden“.
Die historisch
nicht völlig neue Methode, worauf Einstein
freilich nicht einzugehen braucht, besteht im Wesentlichen
in der Verstärkung einer sehr kleinen Anfangsspannung
mittels elektrostatischer Induktion
und elektrometrischer Messung der Endspannung.
In nur wenigen Wochen hatten die „Habichte“ einen
ersten Prototyp dieses elektrostatischen Influenz-
Maschinchens zustande gebracht, der allerdings
noch mit mancherlei Mängeln behaftet war, deren
völlige Beseitigung letzten Endes nicht hundertprozentig
gelungen ist. Gleichwohl konnten die Gebrüder
Habicht auf sanftes Drängen von Einstein knapp drei
Jahre nach der Erstausführung ein deutlich verbessertes
6-stufiges Gerät unter dem obigen Titel vorstellen,
gegliedert in die drei Abschnitte Konstruktion,
Versuche, Resultate (Habicht & Habicht 1910).
Die erfolgreiche Funktionsfähigkeit des Apparats
wurde vom Hersteller und Fabrikanten Paul Habicht
am 15. Dez. 1911 der Berliner Physikalischen
Gesellschaft unmittelbar vor Augen geführt, und das
Tübinger Exemplar ist eine Erwerbung des damaligen
Institutsdirektors Fritz Paschen (um 1920), die
nicht zuletzt Einsteins Arbeit über den Photoeffekt
bestätigen sollte.
Zu den Figuren 1 (Vertikalansicht) und 2 (Horizontalschnitt der 2. Stufe) hier nur das Allerwichtigste (s. Abb. 2): Die ruhenden Metallblättchen Erreger E und Abnehmer A sind über die Isolatoren J auf den an den Säulen B befestigten Metallplatten D fixiert. Mit der Welle C verbinden sich über die Isolatoren R die rotierenden Metallblättchen F. Dreht sich nun C, so berühren die F abwechselnd die Erdungskontakte H und die Abnehmerkontakte K derart, dass im Moment vollständiger Umhüllung von F durch E und A alle Kontakte unterbrochen werden. Im weiteren Verlauf wächst letztlich das Primärpotential von E über F nach A um einen konstanten Übersetzungsfaktor der 1. Stufe. Und da das A jeder Stufe mit dem E der nächsten durch die Spindel L leitend verbunden ist, kommen weitere Faktoren hinzu. An jedem der 6 Anschlüsse U lässt sich nun mit dem Stöpsel S das Sekundärpotential des jeweiligen A abnehmen und durch entsprechende Division das gesuchte Grundpotential ausrechnen. Spannungsumfang: von Millivolt bis Kilovolt.
Friedemann Rex
- Einstein, A. (1989): The Collected Papers of Albert Einstein.
Vol. 2. Princeton : 221-2, 343-5, 395-7, 489-92.
- Einstein, A. (1993): The Collected Papers of Albert Einstein.
Vol. 5. Princeton : 51-5, 701-2.
- Habicht, C. / Habicht P. (1910): Elektrostatischer Potentialmultiplikator
nach A. Einstein. Physikalische Zeitschrift 11 : 532-5.
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