Emu mit Küken, 1881. Aufgestelltes Präparat; 155 x 85 x 85 cm (mit Sockel);
Präparat von der Naturalienhandlung Nill, Stuttgart;
Zoologische Sammlung, Universität Tübingen (Foto: Wolfgang Gerber)
… dann kauft man auch keinen Emu!“ Eine solch scharfe Rüge soll sich der Zoologe Professor Theodor Eimer (1843-98) eingehandelt haben, als er trotz leeren Etats einen der selten zu bekommenden Emus für die Zoologische Sammlung der Universität erwarb. Tatsächlich führte diese Überschreitung des Etats bei einer Senatssitzung im Januar 1882 zu einem Tadel durch den damaligen Kanzler der Universität Gustav Rümelin, was jedoch Eimer nicht hinnehmen konnte, denn es sei nur „nothwendiges angeschafft worden“.
Die Zoologische Sammlung ging 1837 aus der Aufteilung
älterer Sammlungen hervor. Einige der
ältesten Präparate sind Schenkungen des württembergischen
Königshauses.
Heute dient die Zoologische Sammlung der Lehre
und Forschung. Hierzu gibt es eine umfangreiche
Lehrsammlung auf der Morgenstelle sowie der Vermittlung
der Biodiversität der Tiere dienende Ausstellungsräume
in der „Schausammlung“ in der
Sigwartstraße. Letztere sind auch der Öffentlichkeit
zugänglich: Im Erdgeschoss befindet sich eine
umfangreiche Sammlung exotischer Tiere, im Obergeschoss
sind die meisten Wirbeltierarten und
Insektengruppen Mitteleuropas ausgestellt.
Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Sammlung liegt entsprechend bisheriger Tübinger Forschungsschwerpunkte bei Wirbeltieren und Insekten. Die umfangreiche Skelettsammlung, die in den letzten dreißig Jahren im Zuge phylogenetischer Untersuchungen stark erweitert wurde, bietet auch anderen Disziplinen wie Paläontologie und Urgeschichte die Möglichkeit einer engen Zusammenarbeit mit der Zoologie. So wird für urgeschichtliche Ausgrabungen die Skelettsammlung als Vergleichsammlung, insbesondere für seltene Arten, genutzt. Im Rahmen von paläontologischen Forschungsarbeiten steht das Material für phylogenetische und funktionsmorphologische Analysen zur Verfügung.
Aus heutiger Sicht ist der Erwerb des Emus die richtige Entscheidung gewesen: Der Emu gehört zu den Paläognathen, einer kleinen, urtümlichen Gruppe der Vögel, die einige wenige Laufvögel beinhaltet und wissenschaftlich von großem Interesse ist. Beispielsweise wird das sehr dichte Federkleid des Emus von Federn gebildet, die eine außergewöhnliche Form besitzen.Der bis zu 60 Kilogramm schwere Emu lebt in Australien in Savannen und Steppen. Er ist flugunfähig, aber mit seinen kräftigen Beinen ein guter und schneller Läufer und auch ein guter Schwimmer. Seine Nahrung besteht aus Pflanzen, Früchten, kleinen Insekten und Würmern. Die Brutpflege ist Angelegenheit der männlichen Tiere.
Gerlinde Wagner, Erich Weber
- Universitätsarchiv Tübingen, UAT 47/35 : 261 [Protokoll des akademischen Senats vom 19. Januar 1882 mit Tadel an die Adresse von Prof. Eimer].
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