Ausstellungstitel: Achtunddreissig Dinge

Nr. 24/38

Streifenkiwi (Apteryx Mantelli)

Streifenkiwi (Apteryx Mantelli)

Streifenkiwi-Skelett

2005; Doppelpräparat: Balg und Skelett; 34 x 50 x 33 cm (je Präparat, mit Sockel);
aus dem Frankfurter Zoo stammender Streifenkiwi;
Zoologische Sammlung, Universität Tübingen (Foto: Wolfgang Gerber)

Vorausschauendes Sammeln

Wie der Emu gehört auch der neuseeländische Wappenvogel – der Streifenkiwi – zu der Gruppe der Paläognathen. Vertreter dieser Gruppe werden in der Zoologischen Sammlung seit 25 Jahren gezielt gesammelt. Vor einem Jahr ist es schließlich gelungen einen Streifenkiwi zu erwerben, der nun im Rahmen einer Doktorarbeit über Paläognathen hinsichtlich seiner höchst umstrittenen phylogenetischen Stellung untersucht wird.

Der Erwerb eines solchen Tieres ist nicht selbstverständlich: die Ausfuhr aus Neuseeland ist streng verboten, Exemplare in Zoos sind selten, eine Nachzucht ist schwierig. Hier zeigt sich die Bedeutung eines „vorausschauenden Sammelns“: nur über lange Zeiträume geplante wissenschaftliche Fragestellungen ermöglichen gezieltes wissenschaftliches Arbeiten.

Da nur ein Exemplar zur Verfügung stand, musste mit dieser Ressource äußerst ökonomisch umgegangen werden: Für die Forschung wurde die Muskulatur untersucht und eine Gewebsprobe für die molekulare Analyse entnommen. Außerdem benötigte man das vollständige Skelett. Durch den Abguss von Schnabel und Beinen konnte aber auch die „äußere Gestalt“ erhalten werden und steht nun als Anschauungsobjekt für die Lehre und für interessierte Besucher zur Verfügung.

Einst im säugetierfreien Neuseeland weit verbreitet, ist der flugunfähige Streifenkiwi heute durch die schnelle und dramatische Veränderung seiner Umwelt gefährdet. Der Streifenkiwi ist ein nachtaktiver, „säugetierartiger“ Vogel: Er kann nicht gut sehen, aber gut hören und – für einen Vogel außergewöhnlich – sehr gut riechen. Seine Nahrung besteht aus Insekten und Würmern. Die Tiere bilden lebenslängliche Paargemeinschaften. Eine Besonderheit sind die ungewöhnlich großen Eier, die mit bis zu 500 Gramm etwa 25 Prozent des Körpergewichts eines Kiwis erreichen können.

Gerlinde Wagner, Erich Weber

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