Ausstellungstitel: Achtunddreissig Dinge

Nr. 32/38

Magura

Der Eisenmeteorit Magura

Der Eisenmeteorit Magura gefunden 1840 am Orava-Fluss bei Szlanica, Slowakei;
grober Oktaedrit (Typ I AB); 13 x 45 x 30 cm;
Gewicht dieses Stückes: 42 kg (ursprüngliches Gesamtgewicht: ca. 1500 kg, davon 150 kg in Sammlungen erhalten);
Schenkung Carl Ludwig Freiherr von Reichenbach; Mineralogische Schau- und Lehrsammlung, Universität Tübingen. (Foto: Wolfgang Gerber)

Ein (ge)wichtiger Meteorit

Die Mineralogische Schau- und Lehrsammlung der Universität Tübingen beherbergt neben vielen Mineralen, edlen Steinen und wertvollen Erzen eine auch international bekannte Sammlung von knapp 1000 Meteoritenproben.

Die aus den Ansammlungen und Zukäufen von Johann Georg Gmelin (1709-1755), Ferdinand Gottlob Gmelin (1782-1848) und Friedrich August von Quenstedt (1809-1889) entstandene Mineralogische Sammlung erfuhr 1869 eine wissenschaftlich und kulturhistorisch überaus wertvolle Vermehrung durch die Schenkung der Meteoritensammlung von Carl Ludwig Freiherr von Reichenbach (1788-1869). Die Meteoritensammlung Reichenbachs hatte den beträchtlichen Umfang von 418 größeren und 94 kleineren Stücken (ca. 300 kg) und war zu jener Zeit die viertgrößte der Welt. Unter diesen Exemplaren befand sich auch der Eisenmeteorit No. 33 Slanitza (heute: Magura, Inv. Nr. 9 10 2158), der mit einem Einzelgewicht von 42 kg immer noch zu den „(ge)wichtigen“ Stücken der Sammlung zählt. Reichenbach war Leiter und Teilhaber der Eisenhüttenwerke des Grafen Salm in Blansko (Mähren) und wissenschaftlich nicht nur in seinen chemischen Laboratorien tätig (Entdecker des Paraffins 1830), sondern auch ein sehr erfolgreicher Meteoritenforscher und -sammler. Unter anderem gehen die Unterscheidung und Benennung der drei Hauptkomponenten der Eisenmeteorite – Kamazit, Taenit und Plessit – auf Reichenbach zurück.

Reichenbach wurde 1839 von König Wilhelm I. von Württemberg aufgrund seiner wissenschaftlichen Verdienste geadelt. In seiner Schenkungsurkunde vom 12. Februar 1858 schreibt Reichenbach: “Ein Meteorit ist ein kleiner Stern, der sich aus den Himmelsräumen zu uns auf die Erde niederläßt. Er bringt uns Kunde von Zuständen außerhalb unserer Erdenwelt. Fragen, die wir an die Sterne, an ihre Bildungsgeschichte, an ihre Zustände, an ihre Stoffgehalte richten, beantwortet er, und gewährt uns Berechtigung zu weit reichenden Schlüssen über die Natur des Weltgebäudes und der darin waltenden Kräfte.“

Und in der Tat sind solche „Boten aus dem All“ wie Magura bis heute für die Geowissenschaftler von großem wissenschaftlichen Interesse. Diese 4,6 Milliarden Jahre alten Bruchstücke von Kleinplaneten, die im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter kreisen und ab und zu auch auf der Erde landen, liefern wesentliche Informationen und Erkenntnisse über die Entstehung und das Material des Sonnensystems und damit auch über den Aufbau und die Entwicklung der Erde. Vielleicht waren Meteoriten sogar die Transporter der Bausteine des frühen Lebens auf unserer Erde.

Udo Neumann

- Engelhardt, W. von / Hölder, H. (1977): Mineralogie, Geologie und Paläontologie an der Universität Tübingen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Tübingen.
- Grady, M. M. (52000): Catalogue of meteorites. Cambridge.

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