Commodore Business Machines, Palo Alto, CA; 1979; diverse Materialien; 42 x 87
x 54 cm (hier aufgestellte
Konfiguration);
Schenkung Till Bentz (Rechner), Martin Gerstl (Floppy-Laufwerk
und Drucker);
Wilhelm-Schickard-Institut, Computermuseum
(Foto: Herbert Klaeren)
Ausschnitt aus einem zeitgenössischen Werbeprospekt für das Commodore-Schreibsystem
CBM.
(Reproduktion: Herbert Klaeren).
Computer sind aus der heutigen Welt nicht mehr
fort zu denken. Abgesehen von der nahe liegenden
Verwendung in Industrie und Handel haben sie sich
inzwischen auch einen Platz als vollkommen selbstverständliche
Haushaltsgegenstände errungen.
Dabei sind sie trotzdem eine relativ junge Innovation:
In den 1940er Jahren entstanden überhaupt
die ersten frei programmierbaren Rechenanlagen,
in der Regel als Unikate an Forschungsinstituten.
Die 1950er sahen dann die Geburt einer Computerindustrie
mit „Serienfertigung“ von Computern,
wobei sich die Stückzahlen eher in Dutzenden als in
Hunderten oder gar Tausenden bewegten. Computer
brauchten sehr viel Raum und Energie, klimatisierte
Hallen und ein speziell geschultes Bedienungspersonal
und kosteten mehrere Millionen Dollar.
Noch
gegen Ende der 1950er Jahre schätzte der IBM-Chef
Thomas J. Watson den Weltmarkt für seinen leistungsfähigsten
Computer auf „drei bis fünf Stück“.
Aber schon 1957 etablierte sich eine Gegenbewegung:
Kenneth Olsen und Harlean Anderson von der
berühmten Ingenieurschule MIT gründeten die Firma
DEC („Digital Equipment Corporation“) mit dem Ziel,
kleine, handliche Rechner („Minicomputer“) herzustellen,
die von jedermann in Büro, Labor und Fabrik
eingesetzt werden konnten, ohne dass dazu Klimatisierung
erforderlich war. Ihr erster Rechner, PDP-1
(„Programmed Data Processor“, das Wort „Computer“
wurde bewusst vermieden) kam 1960 zu einem
sensationell niedrigen Preis von 120.000 Dollar auf
den Markt und wurde ca. 50 Mal verkauft. Nachfolgemodelle
wie die PDP-8 (1968, 18.000 Dollar,
50.000 Exemplare) und die PDP-11 (ab 1970 in vielen
Varianten mit großen Stückzahlen gebaut) sind heute
noch unter Informatikern berühmt.
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre erschienen die ersten „Heimcomputer“ („Mikrocomputer“), zunächst ganz eindeutig auf den Hobby-Markt ausgerichtet: Apple-1 (1976), Commodore PET 2001 und TRS-80 (1977). Verblüffenderweise verschlief Ken Olsen, der die Minicomputer-Revolution gestartet hatte, diesen Trend (Zitat: „Es gibt keinen Grund, warum jemand einen Computer in seiner Wohnung haben wollte.“).
Waren die ersten Geräte in der Tat noch mehr oder
weniger Spielzeuge, bereiteten sie dennoch den Einsatz
im Büro vor. Der hier ausgestellte CBM 3032 ist
das Nachfolgemodell des PET 2001 und war mit 32
Kilobyte Hauptspeicher, einem Doppelfloppy-Laufwerk
(zusammen rund 1 Megabyte Speicherplatz)
und einem Nadeldrucker für den professionellen
Einsatz im Schreibbüro vorgesehen. Mit dieser bescheidenen
technischen Ausrüstung (Taktrate nur
1 MHz!) ließ sich trotzdem professionelle Textverarbeitung
betreiben, wie sie heute jedem selbstverständlich
ist, wenngleich auch ein um vieles höherer
technischer Aufwand dazu getrieben werden muss.
Zeitgenössische Prospekte (s. Abb. 2) preisen für die
damalige Zeit erstaunliche Leistungen, die heute nur
noch ein Achselzucken hervorrufen können, weil sie
absolut selbstverständlich geworden sind.
Ein entscheidendes Datum ist dann das Jahr 1981, in
dem die Firma IBM, vorher mit mehr als 50 Prozent
Marktführer bei Großrechnern, mit dem IBM PC in
den Markt für Bürocomputer einstieg. In Verbindung
mit dem Betriebssystem PC-DOS (von Microsoft
auch als MS-DOS vertrieben) führte dieser Schachzug
von IBM dazu, dass sehr bald fast nur noch
„IBM-kompatible“ Bürocomputer anzutreffen waren.
Herbert Klaeren
- http://www.commodore.ca/products/pet/commodore_pet.htm
- http://www-pu.informatik.uni-tuebingen.de/Lehrstuhl/computermuseum.html
Impressum | © Copyright Universität Tübingen | Stand 12.06.2006