Ausstellungstitel: Achtunddreissig Dinge

Nr. 34/38

Commodore-Schreibsystem CBM

Commodore Business Machines

Commodore Business Machines, Palo Alto, CA; 1979; diverse Materialien; 42 x 87 x 54 cm (hier aufgestellte Konfiguration);
Schenkung Till Bentz (Rechner), Martin Gerstl (Floppy-Laufwerk und Drucker);
Wilhelm-Schickard-Institut, Computermuseum (Foto: Herbert Klaeren)

Ausschnitt aus einem zeitgenössischen Werbeprospekt für das Commodore-Schreibsystem

Ausschnitt aus einem zeitgenössischen Werbeprospekt für das Commodore-Schreibsystem CBM.
(Reproduktion: Herbert Klaeren).

Beginn des Heimcomputer-Zeitalters

Computer sind aus der heutigen Welt nicht mehr fort zu denken. Abgesehen von der nahe liegenden Verwendung in Industrie und Handel haben sie sich inzwischen auch einen Platz als vollkommen selbstverständliche Haushaltsgegenstände errungen. Dabei sind sie trotzdem eine relativ junge Innovation: In den 1940er Jahren entstanden überhaupt die ersten frei programmierbaren Rechenanlagen, in der Regel als Unikate an Forschungsinstituten.
Die 1950er sahen dann die Geburt einer Computerindustrie mit „Serienfertigung“ von Computern, wobei sich die Stückzahlen eher in Dutzenden als in Hunderten oder gar Tausenden bewegten. Computer brauchten sehr viel Raum und Energie, klimatisierte Hallen und ein speziell geschultes Bedienungspersonal und kosteten mehrere Millionen Dollar.
Noch gegen Ende der 1950er Jahre schätzte der IBM-Chef Thomas J. Watson den Weltmarkt für seinen leistungsfähigsten Computer auf „drei bis fünf Stück“. Aber schon 1957 etablierte sich eine Gegenbewegung: Kenneth Olsen und Harlean Anderson von der berühmten Ingenieurschule MIT gründeten die Firma DEC („Digital Equipment Corporation“) mit dem Ziel, kleine, handliche Rechner („Minicomputer“) herzustellen, die von jedermann in Büro, Labor und Fabrik eingesetzt werden konnten, ohne dass dazu Klimatisierung erforderlich war. Ihr erster Rechner, PDP-1 („Programmed Data Processor“, das Wort „Computer“ wurde bewusst vermieden) kam 1960 zu einem sensationell niedrigen Preis von 120.000 Dollar auf den Markt und wurde ca. 50 Mal verkauft. Nachfolgemodelle wie die PDP-8 (1968, 18.000 Dollar, 50.000 Exemplare) und die PDP-11 (ab 1970 in vielen Varianten mit großen Stückzahlen gebaut) sind heute noch unter Informatikern berühmt.

In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre erschienen die ersten „Heimcomputer“ („Mikrocomputer“), zunächst ganz eindeutig auf den Hobby-Markt ausgerichtet: Apple-1 (1976), Commodore PET 2001 und TRS-80 (1977). Verblüffenderweise verschlief Ken Olsen, der die Minicomputer-Revolution gestartet hatte, diesen Trend (Zitat: „Es gibt keinen Grund, warum jemand einen Computer in seiner Wohnung haben wollte.“).

Waren die ersten Geräte in der Tat noch mehr oder weniger Spielzeuge, bereiteten sie dennoch den Einsatz im Büro vor. Der hier ausgestellte CBM 3032 ist das Nachfolgemodell des PET 2001 und war mit 32 Kilobyte Hauptspeicher, einem Doppelfloppy-Laufwerk (zusammen rund 1 Megabyte Speicherplatz) und einem Nadeldrucker für den professionellen Einsatz im Schreibbüro vorgesehen. Mit dieser bescheidenen technischen Ausrüstung (Taktrate nur 1 MHz!) ließ sich trotzdem professionelle Textverarbeitung betreiben, wie sie heute jedem selbstverständlich ist, wenngleich auch ein um vieles höherer technischer Aufwand dazu getrieben werden muss.
Zeitgenössische Prospekte (s. Abb. 2) preisen für die damalige Zeit erstaunliche Leistungen, die heute nur noch ein Achselzucken hervorrufen können, weil sie absolut selbstverständlich geworden sind. Ein entscheidendes Datum ist dann das Jahr 1981, in dem die Firma IBM, vorher mit mehr als 50 Prozent Marktführer bei Großrechnern, mit dem IBM PC in den Markt für Bürocomputer einstieg. In Verbindung mit dem Betriebssystem PC-DOS (von Microsoft auch als MS-DOS vertrieben) führte dieser Schachzug von IBM dazu, dass sehr bald fast nur noch „IBM-kompatible“ Bürocomputer anzutreffen waren.

Herbert Klaeren

- http://www.commodore.ca/products/pet/commodore_pet.htm
- http://www-pu.informatik.uni-tuebingen.de/Lehrstuhl/computermuseum.html

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