Ansicht des vollen Mondes, Ölgemälde
Julius Grimm; signiert und datiert: „J. Grimm.
1895.“; Öl auf Leinwand; 2,2 x 2,2 x 0,1 m (mit
stuckiertem und vergoldetem Holzrahmen);
genaue Herkunft noch unbekannt;
EDV-Abteilung, Universitätsbibliothek Tübingen. (Foto: Wolfgang Gerber)
Der Mondmeteorit Dar al Gani 400.
Lunarer Meteorit (lunar meteorite);
gefunden am 10. März 1998 in Zentral-Libyen;
Anorthositische Breccie (feldspathic breccia);
10 x 7 x 0,2 cm; Gewicht dieses Stückes: 8,25 g
(ursprüngliches Gesamtgewicht: 1425 g);
Mineralogische Schau- und Lehrsammlung,
Universität Tübing en(Foto: Wolfgang Gerber)
Der Offenburger Fotograf Julius Grimm (1842-1906) stand mit mehreren Hochschulen in Verbindung und lieferte Mikro- und Makrofotografien für wissenschaftliche Werke und Atlanten aus vielen Gebieten der Naturwissenschaften (u. a. für den Chemietechniker Karl Birnbaum, den Meteoritenforscher Gustav Tschermak, den Mediziner Sigmund Theodor Stein, den Anatomen Julius Kollmann und den Astronomen Wilhelm Valentiner), die dann auch teilweise als Lichtdrucke publiziert wurden. Im Grimm’schen Atelier und „Kunstinstitut“ befand sich zudem auch ein eigenes astronomisch-fotografisches Observatorium. Vielleicht mit Hilfe einer Projektion eigener Mondfotografien auf eine Leinwand schuf Grimm im Jahre 1895 ein großes Ölgemälde der Mondoberfläche, wie sich diese durch ein Teleskop zeigt (also um 180 Grad gedreht) – allerdings mit etwas unnatürlichem (künstlerischem) Lichteinfall von links.
Das Gemälde selbst hing in den 1970er Jahren im Dienstzimmer von Professor Wolf von Engelhardt im Mineralogischen Institut (nachdem dieser durch einen Pedellen der Universität Tübingen auf das Gemälde in einem Dachboden aufmerksam gemacht worden war) und ist heute Wandschmuck in der EDV-Abteilung der Universitätsbibliothek Tübingen. Schon auf den ersten Blick lassen sich auf der Mondoberfläche helle und dunkle Bereiche unterscheiden. Die dunkleren Flächen, häufig kreisrund ausgebildet (Mare), bestehen überwiegend aus Basalt, während die helleren, höher gelegenen Areale (Hochländer) aus Anorthosit (einem Ca-Al-Silikatgestein) aufgebaut werden.
Meteoriten, die vor etwa 4,5 bis 3,8 Milliarden Jahren millionenfach auf dem Mond einschlugen, haben tiefer liegendes Material heraus geschleudert und Oberflächengesteine in immer kleinere Teile zertrümmert. Diese als Regolithbreccie bezeichneten Trümmermassen können bei den Einschlägen manchmal so weit herausgeschleudert werden, dass sie in den Einflussbereich der Erde geraten und hier als lunare Meteorite landen können. Da diese Ereignisse – Meteoritenbildung infolge eines Meteoriteneinschlags – selten sind, ist es nicht verwunderlich, dass man bislang nur 39 Meteorite lunaren Ursprungs auf der Erde gefunden hat.
Mineralogische und geochemische Untersuchungen am Meteoriten Dar al Gani 400 (Inv. Nr. 9 00 3434) und der Vergleich mit jenem Material, das von den sechs Apollo- und drei Luna-Missionen zurückgebracht wurde, ergaben, dass diese graue Breccie mit den hellen Anorthositbruchstücken zweifelsfrei aus den Hochland-Bereichen des Mondes stammt. Das Tübinger Mineralogische Institut unter der Leitung von Wolf von Engelhardt war nach den ersten Apollo-Flügen aktiv an der Mondforschung beteiligt. So lernten einige Astronauten vor ihrem ersten Flug bei einem dreitägigen Geländekurs im Meteoritenkrater des Nördlinger Ries die verschiedenen Trümmergesteine kennen und bestimmen. 1969 erhielten die Tübinger Mineralogen von der NASA sogar Proben des von den Apollo-11- und Apollo-12-Missionen mitgebrachten Mondgesteins zur wissenschaftlichen Bearbeitung.
Oliver Elbs, Udo Neumann
- Engelhardt, W. von et al. (1970): Shock metamorphism
of lunar
rocks and origin of the regolith at the Apollo 11 landing site. Proc.
Apollo 11 Lunar Sci. Conf., Geochim. Cosmochim. Acta, Suppl. 1,
Vol. 1 : 363-84.
- Grimm, J. (1881): Atlas der Astrophysik. Erste Lieferung: 13
Mondansichten. Lahr. (Mit Dank an Wolf-Dieter Finck).
- Stein, S. T. (21885/88): Das Licht im Dienste wissenschaftlicher
Forschung. Zwei Bände. Halle a. S.
- Zipfel, J. et al. (1998): Dar al Gani 400: Chemistry and petrology
of the largest lunar meteorite. Meteorit. Planet. Sci. 33 : A171.
Impressum | © Copyright Universität Tübingen | Stand 12.06.2006