Ich kann nicht nichtschön sein
Vom 10. bis 18. November 2018
Ich kann nicht nichtschön sein
Luft und Wasser, Erde und Feuer sind überall gleich, und wir sind es, die sich an jedem Tag verändern. Man sagt, mit Wasser und Erde und Wind erhält der Körper Sichtbarkeit und mit der Geselligkeit von Feuer werde die Energie des Weges erzeugt. Dies zu verstehen ist schwer, aber so ist es. Hier, an jedem Punkt dieses erdigen Planeten ist die Geselligkeit des Feuers ewig und an jedem Ort ist sie mit uns und sie ist in unserem Sein, diese umherstreifende Energie. Rastlos geht sie umher und kreist bis sie von sich erzählt. Ich spaziere durch die Stadt und genieße ihre Anwesenheit. Mit mir laufen Wasser und Erde und Wind überall dort mit hin, wohin ich will, und berühren mich. Die Erde bereitet mir ein ruhiges Bett und ich werde zu Erde. Meine Haare überlasse ich dem Wind und werde Wind und windartig in alle Richtungen, ohne dass ich ein Ziel wüsste, ich reise. Die Sonne scheint leuchtend und das Feuer wird neidisch und lässt meine Stirn in Tränen fließen und heizt das Feuer an.
Die vier Elemente sind vielleicht von der kleinen Stadt Tübingen inspiriert worden. Fern von meiner Vorstellung ist mir aufgefallen, dass sie mich an meine Stadt Teheran erinnern. Es ist ein seltsamer Vergleich: Teheran ist eine Stadt umzäunt von der Gebirgskette des Elborz und des Bibi Shahr Banu. Es liegt in einer tiefen Senke. Tübingen ist eine grüne und angenehme Stadt, umzäunt von alten Schönheiten: der Gebirgskette der Alb und kleinen Hügeln. Die Stadt ist jung und froh. Andere mögen denken, dieser Vergleich sei zu weit hergeholt; ist er nicht, weil ich sie schwesterlich sehe, im Verhältnis zu dir, oh Teheran. Eine Schwester, nicht von der gleichen Mutter, aber eine Schwester, die bleibt, die zuhört und vom großen Bruder Hinweise erhält. Sie macht nicht die Fehler des großen Bruders und hört nicht auf Nicht-Freunde. Sie verbindet alle Erwartungen und Wünsche des Bruders mit der Wahrheit, und der Bruder ist zufrieden. Nun, kann er die Augenlider zumachen und sich selbst, weil Feuer, in ihrer Form widerfinden und sich auf sie verlassen und sein.
Mohammad Ghazali
1. September 2018, Teheran/Iran
I Can’t Not Be Beautiful
I can’t not be beautiful,
Not be a coquetry in an endless repeat.
I’m so beautiful that an untimely spring adorns my footsteps:
In the world around me
blood
never
harvests the bareness of soul
and the fearfulness of lead never deters the partridge from its graceful gait.
I’m so beautiful that Allah-o-Akbar (god is great)
is a helpless description
that you make of me.
I’m a poison without remedy before you.
If the world is beautiful
it is to flatter my presence.
Oh, foolish man,
not your rival am I
I’m your denial.
Ahmad Shamlou
1983
Invited Artists an der Universität Tübingen
Das Format „Invited Artists“ an der Universität Tübingen entstand aus der Überlegung, jüngere und aufstrebende Künstlerinnen und Künstler aus allen Teilen der Welt nach Tübingen einzuladen. Eines der Ziele dieses neuartigen Konzepts ist es, diesen Aufenthalt mit dem Auftrag an die internationalen Gäste zu verbinden, für unsere Studierenden Workshops, Praxisseminare oder auch Summer Schools anzubieten, um die Kurse des traditionsreichen Zeicheninstituts der Universität Tübingen zu ergänzen und zu öffnen. Daher freue ich mich sehr, dass es uns gleich im Sommer 2018 gelungen ist, den jungen „Foto-Arbeiter“ Mohammad Ghazali aus Teheran für einen Aufenthalt in Tübingen zu gewinnen. Nach seinem Workshop im Juli erklärte sich Mohammad Ghazali zusätzlich bereit, den Studierenden in der vorlesungsfreien Zeit nochmals künstlerische Aufgaben zu stellen. Ergebnisse dieser Fotoklasse sind nun auf Schloss Hohentübingen ausgestellt.
Ich möchte neben Mohammad Ghazali und den engagierten Studierenden auch dem Kuratorium des Invited-Artist-Programms sowie den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Zentrums für Medienkompetenz danken. Nicht zuletzt gilt mein Dank dem Team des Museums der Universität Tübingen MUT, das so kurzfristig die Ausstellung organisiert hat und mit diesem Fotobuch zum ersten Invited Artist in Tübingen auch noch eine Publikationsreihe zu den Projekten und Ergebnissen des neuen Programms aus der Taufe gehoben hat. Ich freue mich über den gelungenen Auftakt dieses Angebots und bin gespannt auf die Gäste und Arbeiten der kommenden Semester.
Professor Dr. Bernd Engler
Rektor der Universität Tübingen
Invited Artist of the University of Tübingen
Mohammad Ghazali Teheran/Iran Sommer/Herbst 2018
Foto-Workshop
„Ich kann nicht nichtschön sein“
Helena Beierlein
Teresa Mira Brandt
Dominic Budisantoso
Eva Dahms
Raphael Dinauer
Selin Erle
Franziska Folberth
Line Hellwig
Hannah Herdtle
Kevin Raphael Hörmle
Sandra Kronenberger
Sam Ulrich
Ausstellung
Museum der Universität Tübingen MUT | Alte Kulturen | Schloss Hohentübingen 10. November 2018 – 18. November 2018
Kuratorium
Rektor Professor Dr. Bernd Engler
Professor Thomas Hundt
Dr. Ursula Schwitalla Professor
Dr. Ernst Seidl
Sylvia Weber
Kooperation
Career Service der Universität Tübingen
Museum der Universität Tübingen MUT
Zeicheninstitut der Universität Tübingen
Zentrum für Medienkompetenz
Prorektorin Professor Dr. Karin Amos
Dr. Frank Dürr
Professor Dr. Reinhard Johler
Professor Dr. Susanne Marschall
Privatdozent Dr. Ulrich Hägele
Oliver Häußler
Stephan Potengowski
Dr. Thomas von Schell
Dr. Claudia Schlager
Kurt Schneider
Professor Dr. Ernst Seidl
Paul Stöckle