Über 30 Zuhörerinnen und Zuhörer fanden sich am Mittwoch, 27. September 2023, auf der Oberensinger Höhe in Nürtingen ein. Die Leiterin der Sammlung Domnick (https://www.domnick.de/), Vera Romeu, hatte zu diesem Vortragsabend eingeladen, um ein hochaktuelles Thema aufzugreifen. Die Grußworte sprach Eberhard Meier, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Domnick.
Zur Einführung erläuterte Dr. Fabienne Huguenin, Provenienz- und Sammlungsforscherin am Museum der Universität Tübingen MUT, die Geschichte und die jüngsten Entwicklungen der Provenienzforschung. Dabei thematisierte sie auch die Bedeutung von Transparenz und Zugang zu Forschungsergebnissen für Kolleginnen, Kollegen sowie Herkunftsgesellschaften und die Forderung nach verstärkter Kooperation mit den Herkunftsländern.
Als konkretes Beispiel dafür, wie eine solche Provenienzrecherche durchgeführt werden kann, stellte Katja Schurr die Ergebnisse ihrer Masterarbeit an der Universität Tübingen vor. Sie beschrieb ihre Spurensuche zu den afrikanischen Masken, die das Sammlerehepaar Greta und Ottomar Domnick zwischen 1938 und 1940 erworben hatte. Die Domnicks erachteten diese Kunstwerke als gleichwertig zur modernen Kunst, die in der damaligen NS-Zeit verfemt und daher kaum erhältlich war. Einem ersten wichtigen Hinweis von Marco Huggele folgend, der an diesem Abend zugegen war, konnte der im Inventar genannte „Heinrich“ als Ernst Heinrich identifiziert werden, ein Stuttgarter Sammler und Händler. Von ihm scheint zumindest ein Teil der Masken zu stammen. Seine Söhne Stefan und Nikolaus Heinrich sowie die Schwiegertochter Christel, die ebenfalls anwesend waren, hatten Frau Schurr bei ihren Recherchen mit wertvollen Informationen unterstützt. Noch bestehen zahlreiche Forschungsdesiderate zur Herkunftsproblematik der Masken, weshalb die Recherchen in einer Doktorarbeit fortgesetzt werden sollen.
In der Diskussion und den anschließenden Gesprächen wurde über die Herausforderungen und Ziele der Provenienzforschung sowie Wege für faire und gerechte Lösungen gesprochen.