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In Fleischhackers Händen | 100059
Im Jahr 2009 wurden in den Beständen der Universität Tübingen die Handabdrücke von 309 Jüdinnen und Juden aus Lódz entdeckt. 1943 hatten sie als Grundlage für die Habilitationsschrift des Anthropologen und SS-Obersturmführers Dr. Hans Fleischhacker gedient, der als Mitarbeiter am Rassebiologischen Institut arbeitete. Die Handabdrücke hatten deutsche Rassenanthropologen im Jahr 1940 im "Generalgouvernement" gesammelt. Fleischhackers Auswertungen der Handleisten nach spezifischen Mustern versprachen der nationalsozialistischen Rassenpolitik wertvolle Dienste zu leisten: Die "rassische Sonderstellung" der Juden sei "klar erwiesen".
Bei dem vorliegenden Band handelt es sich um den Katalog zur Ausstellung "In Fleischhackers Händen", die von April bis Juni 2015 im Museum der Universität Tübingen MUT auf Schloss Hohentübingen gezeigt wurde. Er beleuchtet den Akteur Hans Fleischhacker - sein Handeln als Wissenschaftler und NS-Täter - und greift dabei eine neuere Forschungsdiskussion zur historischen erortung der NS-Wissenschaftsverbrechen auf: Wie lässt sich das Verhältnis von Wissenschaft und Politik im strukturellen Gefüge des 20. Jahrhunderts beschreiben? Inwieweit ist das Potenzial zu ihrer Entgrenzung den modernen Wissenschaften selbst eingelagert? Präsentiert sich Hans Fleischhacker in diesem Zusammenhang als eine paradigmatische Figur? Renomierte Historikerinnen und Historiker liefern Antworten.